Kultur
Ausstellungsansichten, Sweet Lies. Fiktionen der Zugehörigkeit, Ludwig Forum Aachen © Fotos: Simon Vogel
Kultur gilt als Quelle kollektiver Identitäten. Immer wieder werden die Diversität unserer Gesellschaft und die Aufgeschlossenheit anderen Kulturen und Religionen gegenüber betont. Doch gleichzeitig führt man Debatten um Leitkultur und beschwört ein christliches Abendland, anstatt Vielfalt in ihrer Komplexität und allen Erscheinungsformen wertzuschätzen. Wo liegen die Gründe dafür? Menschen sind in ihrer Wahrnehmung auf Eindeutigkeit konditioniert, Mehrdeutigkeit beunruhigt hingegen. Doch um Vielfalt würdigen zu können, ist es wichtig, einander mit Verständnis und Respekt zu begegnen. Nichts eignet sich dafür besser, als gemeinsames kulturelles Erbe genauer zu betrachten: Nach wie vor gilt Europa dem Globalen Norden als Wiege der Kultur. Dabei vergisst man nur zu gerne, dass Kulturtransfer und Multikulturalität seit der Antike besonders von den Regionen der Seidenstraße ausgingen. Oder dass es besonders islamische Gelehrte waren, die sich um die Erforschung und Bewahrung antiker philosophischer Schriften verdient gemacht haben. Ohne diese translatio studii, die Weitergabe von Bildung, wären diese Quellen heute verloren. Die so häufig kolportierte Gegensätzlichkeit vermeintlich autarker Kulturen lässt sich bei der genauen Betrachtung solcher Beispiele nicht aufrechterhalten.
María Magdalena Campos-Pons
Opciones para el mito: Leda piensa, 1989
Erró
Venus (aus: Tableaux Chinois), 1975
Vivian Greven
Leda I, 2021
Melike Kara
mother of mother of mother, 2021
Liang Dong 梁棟
絲路滄桑 [Seidenstraße voll Vergangenheit], 1989
Jannis Marwitz
Untitled / Comme des fruits malheureux, 2017
Twins Seven Seven
The Ritual Masked Wrestlers for a new Wife, 1969