Suche nach Identitäten
Ausstellungsansichten, Sweet Lies. Fiktionen der Zugehörigkeit, Ludwig Forum Aachen © Fotos: Simon Vogel
Auf der Suche zu uns selbst streben wir immer wieder nach der Zugehörigkeit zu Gruppen, die unsere Identitäten repräsentieren. Die Schwierigkeit liegt darin, dass diese Gruppenzugehörigkeiten nicht nur für Entfaltung der individuellen Identitäten sorgt. Sie kann sie auch beschränken. Denn Identitäten sind hybride Gebilde, die aus verschiedenen grundlegenden und ineinandergreifenden, sich zuweilen widersprechenden Parametern konstituiert sind. Identitäten funktionieren demnach nur im Plural. Die Pluralform betont, dass Identitäten fließende Konstrukte sind, die sich im Laufe des Lebens verändern können. Dabei gliedern sich Identitäten in persönliche (Selbstbild, Habitus usw.) und kollektive (Kultur, Tradition, Sprache usw.) Aspekte. Besonders kollektive Identitäten setzen auf das Zusammengehörigkeitsgefühl von Gruppen, die im Rückgriff auf Ausgrenzungsmechanismen stattfinden, welche wiederum zu Diskriminierungserfahrungen (aufgrund von Gender, Herkunft, Race, usw.) führen können. Manche dieser Merkmale sind veränderlich, andere nicht.
Ein Beispiel: Sie identifizieren sich als cis-Mann, heterosexuell, Weiß, Atheist, Europäer, Arbeiter. Damit definieren sie auch gleichzeitig, was Sie nicht sind: Sie sind keine nicht-binäre Person oder cis-/trans-Frau, Sie sind bspw. nicht homosexuell, Schwarz, gläubiger Christ/Muslim/Buddhist/Jude usw., Sie sind kein Amerikaner/Afrikaner/Asiat, Sie sind kein Akademiker. Im Laufe ihres Lebens ändern sich einige dieser Identitäten, wodurch Sie sich anderen Kategorien zugehörig fühlen, z. B. indem Sie ein Studium abschließen und sich fortan als Akademiker begreifen und/oder indem Sie zu einem Glauben konvertieren und/oder feststellen homosexuell zu sein.
Das menschliche Ich bildet keine homogene Einheit, es ist als Vielheit zu begreifen, die sich nicht vereinheitlichen lässt. Jede Person besteht aus vielen verschiedenen Teilen, die individuelle Identitäten ergeben. Diese sind jedoch nicht statisch, einige dieser Kategorisierungen müssen im Laufe des Lebens ausgetauscht und durch andere ersetzt werden.
Chuck Close
Richard, 1969
Fang Lijun 方力钧
Series 1, No. 2, 1990
Johannes Grützke
Tod des Sokrates, 1975
Renato Guttuso
Banchetto funebre con Picasso (aus: Il Convivio), 1973
Robert Morris
Untitled, 1978
Megan Rooney
Old baggy root, 2018–2020
Raphael Weilguni & Viola Relle
Keramikarbeiten, 2021