Kinke Kooi

* 1961 in Leeuwarden, Niederlande
lebt und arbeitet in Arnhem, Niederlande

Kinke Kooi, Hold me, 2015, Acryl, Buntstift, Fineliner auf Papier, Courtesy of the artist and Lucas Hirsch, Düsseldorf, © Kinke Kooi, 2021 / Foto: Simon Vogel
Kinke Kooi, Instanding, 2015, Acryl, Buntstift, Fineliner auf Papier, Courtesy of the artist and Lucas Hirsch, Düsseldorf, © Kinke Kooi, 2021 / Foto: Simon Vogel
Kinke Kooi, Preventing the Sharp from being sharp, 2015, Acryl, Buntstift, Fineliner auf Papier, Courtesy of the artist and Lucas Hirsch, Düsseldorf, © Kinke Kooi, 2021 / Foto: Simon Vogel
Kinke Kooi, Inclusive, Exclusive, 2015, Acryl, Buntstift, Fineliner auf Papier, Courtesy of the artist and Lucas Hirsch, Düsseldorf, © Kinke Kooi, 2021 / Foto: Simon Vogel

Für die Ausstellung Sweet Lies. Fiktionen der Zugehörigkeit wählte Kinke Kooi vier Arbeiten aus den letzten Jahren aus, die auf das Thema Sprache, speziell Roy Lichtensteins Pow!, reagieren. Koois Ansatz war es, sich um die Idee des Inklusiven und Exklusiven zu bewegen. Für sie wie auch für die Betrachter*innen wird schnell klar, dass Sprache auch hier eine wichtige Rolle spielt. Betrachtet man beispielsweise die Arbeit Instanding, sieht man Umrisslinien eines männlichen und eines weiblichen stehenden Körpers, die sich durch eine übertriebene Darstellung der jeweiligen Genitalien auszeichnen. Das erigierte Glied des Mannes wird dabei von ihm selbst als „outstanding“ [hervorragend] bezeichnet und spielt mit der außerkörperlichen Wirkung, die es verursacht. Dagegen stellt die weibliche Figur sich als „instanding“ vor und bezieht sich auf die innenliegende Form ihres Geschlechtsorgans. Diese Geschlechtlichkeit wird ihr jedoch umgehend von der männlichen Seite abgesprochen, mit der Begründung, dieses Wort existiere nicht.

Kooi setzt sich mit den Feinheiten von Sprache auseinander und untersucht diese auf poetische und mitunter humorvolle Art auf geschlechtsspezifische Eigenschaften. Sie zeigt dabei ein besonderes Gespür für feine, elaborierte Zeichnungen, die durch ihren Detailreichtum bestechen und sich etwa durch die Verwendung von Blumen, Ranken und Tentakeln auszeichnen, die sich langsam um Sätze oder Objekte wie Perlen entwickeln. Diese drapierten, träumerischen Collagen stehen häufig im Kontrast zu den klaren Positionen, die sie beziehen. So beispielsweise auch bei Exclusive, Inclusive, wo auch das Spiel mit der Typografie die Aussage der Worte verstärkt. Die Blockschrift, gepaart mit den abstrahlenden Strichen von „exclusive“, steht im Kontrast zu dem „inclusive“ in kursiver Schreibschrift, das sich in eine Falte organischen Lebens zurückgezogen hat. Auch spielt die Künstlerin mit der Farbigkeit der Worte, die hier im Kontrast zueinander stehen und eine subjektive Hierarchie klarmachen.

Kooi zeichnet filigrane Innenwelten, in denen sie Ideen versprachlicht und sie mit Objekten umgibt, die durch die Künstlerin mit Bedeutung aufgeladen werden und ihr gesamtes Werk bespielen. Viele der Gedanken ranken sich um die Rolle der Künstlerin in der Kunstwelt und ihre Stellung als Frau in einem gesamtgesellschaftlichen Kontext. Es sind intime und gleichzeitig allgemeingültige Aussagen, die Kinke Kooi zur Sprache bringt.

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