* 1987 in Odessa, Ukraine
lebt und arbeitet in Wien, Österreich
Die aus Odessa stammende Künstlerin Siggi Sekira zeigt eine Serie von Zeichnungen und zwei Kleinplastiken, mit denen sie sich dem Thema Persönlichkeit nähert. Sekiras Werk zeichnet sich durch eine besondere Feinheit sowohl im Duktus, der Größe ihrer Keramikarbeiten, als auch in der Themenwahl aus. Stilistisch bedient sie sich der slawischen Mythologie der Wiener Werkstätten um 1900, sowjetischer Avantgarde und zeitgenössischer popkultureller Einflüsse, die mit dem Ende der UdSSR in ihr Leben strömten. Jede Zeichnung ist ein Mikrokosmos, der Facetten ihrer Persönlichkeit wiedergibt. Hierfür verwendet sie eine Vielzahl an Selbstportraits und verschlüsselten Anspielungen auf ihre Familie. Sekira untersucht in diesen gezeichneten Grafiken, aber auch in den Plastiken ihre eigene mentale Verfasstheit.
Die im Ludwig Forum Aachen zu sehende Serie von Zeichnungen entstand während des ersten Jahres der Pandemie in ihrer Wahlheimat in Wien. Man kann in jeder Arbeit die allgegenwärtige Unsicherheit spüren, mit der sie sich auseinandersetzt. Das einzelne Blatt wird mit seinen biomorphen Kreaturen und dunklen Wolken zu einem Diagramm des innersten Gemütszustandes der Künstlerin. Doch innerhalb dieser kleinen, in sich gekehrten und, schaut man sich die Knochenstrukturen an, beunruhigenden Welten findet sich ein Hoffnungsschimmer. Die verzerrte Welt, die uns Sekira hier zeigt, ist spezifisch auf ihre Person bezogen. Die mit Sorgfalt gestalteten Szenerien, die erst bei ganz genauer Betrachtung die feinen Buntstiftspuren offenbaren, kommunizieren auf sehr subtile Weise mit Betrachter*innen. Ohne Worte versteht man, auf welche Aspekte ihrer Persönlichkeit und Gefühlswelt sie hier hinweist. Sind es doch eine ausgeprägte Unsicherheit und Depression, die das Leben der Künstlerin prägen.
Die zwei kleinen Keramiken, die auf niedrigen Sockeln präsentiert werden, sind unwesentlich älter als die Zeichnungen. Sie zeigen eine zierliche, langgliedrige Frauengestalt, die mit einem Schildkrötenpanzer ausgestattet ist. Dieser Panzer ist jedoch keinesfalls geschlossen, sondern öffnet sich nach oben und lässt die Frau verletzlich erscheinen. Die Aufhebung des Schutzes durch den Panzer spiegelt Sekiras Ansatz, Ängste und Traumata in Bildwelten zu übersetzen, um mit ihnen umzugehen.
Колодец, 1982–1986
Visual Autobiography, 1968
magnify BWS 2078 (exiting or entering) Part 2 / magnify BWS 1049 (woman thinking while walking), 2020 // Diakonisse, Henrietten Stift Hannover-Serie, 2021