Privilegien

Privilegien sind Möglichkeiten und Vorteile, die Menschen, die der Mehrheitsgesellschaft angehören, d. h. nicht marginalisiert sind, automatisch zukommen und deswegen meist als selbstverständlich betrachtet werden. 

Am spezifischen Beispiel der weißen Privilegien lassen sich stellvertretend Kriterien und Mechanismen von privilegierten Positionen nachvollziehen. Denn Weißsein definiert sich in erster Linie über die Verlustspur des Nicht-Weißseins. Das bedeutet, dass weiß wie alle Gruppen einen Gegenpol braucht, über den es seine Existenz legitimieren kann. Häufig sind sich Menschen ihrer Privilegien nicht bewusst, weil sie sie und die mit ihnen einhergehende Perspektive als selbstverständlich betrachten und dadurch nicht mehr wahrnehmen. 

Zu diesem Phänomen entwickelte der Autor David Foster Wallace in einer 2005 vorgetragenen Rede eine Parabel: Schwimmen zwei junge Fische des Weges und treffen zufällig einen älteren Fisch, der in die Gegenrichtung unterwegs ist. Er nickt ihnen zu und sagt: Morgen, Jungs. Wie ist das Wasser?ʻ Die zwei jungen Fische schwimmen eine Weile weiter, und schließlich wirft der eine dem anderen einen Blick zu und sagt: Was zum Teufel ist Wasser?ʻ“

Blickwinkel auf die Welt sind immer begrenzt, selten objektiv und nie allumfassend. Erst mit dem Bewusstsein für individuelle Privilegien sowie der Wahrnehmung von spezifischen Herausforderungen der eigenen und der anderer Menschen kann man reflektieren und Diskurse öffnen. Dabei können weiße Privilegien vielgestaltig sein: Weiße Menschen werden in Deutschland nicht aufgrund ihrer Race von fremden Personen zu ihrer Herkunft befragt. Sie werden auch nicht für ihre guten Deutschkenntnisse gelobt. Sie müssen sich nicht fragen, ob sie eine Anstellung oder eine Wohnung wegen dieser Facette ihrer Identität nicht bekommen haben. Weißsein stellt kein Hindernis dar, als BIPoC gelesen zu werden sehr wohl.