Weiße Fragilität
2011 prägt die Soziologin Dr. Robin DiAngelo den Begriff weiße Fragilität. Er bezeichnet die Reaktionen weißer Menschen, die mit ihren eigenen Rassismen konfrontiert werden. Werden sie von einer anderen Person auf eine beispielsweise rassistische Äußerung aufmerksam gemacht, reagieren sie defensiv. Sie versuchen, sich zu verteidigen oder zu rechtfertigen, sie schweigen, wechseln das Thema oder beteuern ihr rassismuskritisches Denken. All diese Verhaltensweisen sorgen jedoch nicht für einen offenen Dialog zum Thema Rassismus, sondern stellen vielmehr eine historisch gewachsene Hierarchie zwischen Weißen und People of Color oder Schwarzen wieder her, die es aber zu überwinden gilt. Nach DiAngelo ist dieses Phänomen darin begründet, dass sich Weiße selbst rassistisch behandelt fühlen, sobald ihre Hautfarbe eine Rolle spielt. Dabei können weiße Menschen zwar Diskriminierungserfahrungen ausgesetzt sein, aber es ist ausgeschlossen, dass sie Rassismus erfahren. Denn Rassismus wurde erfunden, um Herrschafts- und Machtverhältnisse zu legitimieren, und bedeutet in letzter Konsequenz die systemische Unterdrückung von Personengruppen, die zu den Anderen gemacht werden. Diese Anderen sind in einem weiß dominierten eurozentristischen Weltbild BIPoC. Auch in anderen Regionen der Welt kommt es zu Rassismus, der sich dann vermehrt in Form von Colorism bemerkbar macht. Im Zusammenhang mit weißer Fragilität geht es also ebenso darum, dass Weiße jede Beteiligung oder gar die Existenz am gesamtgesellschaftlich verankerten rassistischen System leugnen. Damit wird Rassismus jedoch nicht bekämpft, sondern tradiert.